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"Zweiflers": Die "beste Serie des Jahres" geht auf Sendung

Dpa
Jackie (Mark Ivanir) und Mimi (Sunnyi Melles) spielen ihren Enkelkindern etwas vor.
Jackie (Mark Ivanir) und Mimi (Sunnyi Melles) spielen ihren Enkelkindern etwas vor.
Das Sujet der Serie.
Das Sujet der Serie.

Komplexe Charaktere und eine deutsche Stadt - Frankfurt -, die fast cooler wirkt als New York City: Die Miniserie "Die Zweiflers" erzählt Geschichten aus dem Leben einer jüdischen Familie, die ein Feinkost-Imperium besitzt. Die sechsteilige deutsche Dramedy, also eine Mischung aus Drama und Komödie, gewann im April beim Internationalen Serien-Festival in Cannes den Preis als "Beste Serie" des Jahres. Am Freitag sind nun alle sechs Folgen am Stück ab 22.20 Uhr in der ARD zu sehen.

Die Serie traut Zuschauerinnen und Zuschauern einiges zu, etwa ein bisschen Sprachen-Wirrwarr, sobald Jiddisch und Englisch gesprochen werden und deshalb Untertitel zu sehen sind. Hervorragend besetzt ist sie ohnehin, etwa mit Sunnyi Melles, Saffron Coomber oder Deleila Piasko.

Die sympathisch dysfunktionale Mischpoke ist liebevoll entworfen. Im Jiddischen hat das Wort "Mischpoke" (Familie, Verwandtschaft) keinen negativen Beiklang, im Deutschen dagegen wird der Begriff meist abwertend benutzt, ist laut Duden "historisch eng mit antisemitischen Vorstellungen verbunden".

"Mein Anliegen mit ,Die Zweiflers' ist es, eine Familiengeschichte zu erzählen, die einen authentischen Einblick in diesen Mikrokosmos gibt", sagt David Hadda. Der Nachkomme von Holocaustüberlebenden ist Schöpfer und Showrunner der Serie. Man nehme sich dennoch nicht heraus, exemplarisch zu sein oder alle zu repräsentieren, sagt Hadda. Man wolle vor allem unterhalten. "Die Glaubwürdigkeit der Charaktere war oberstes Credo, um mit Stereotypen spielen und diese immer wieder brechen zu können."

Große Ereignisse werfen bei den Zweiflers ihre Schatten voraus: Familienoberhaupt Symcha will die Delikatessenfirma der Familie zu Geld machen. Weite Teile des Mehrgenerationen-Clans fühlen sich von den Verkaufsplänen vor den Kopf gestoßen. Konflikte und Traumata brechen auf, ein Hadern mit den Traditionen greift um sich.

Plötzlich holen Medien Symchas wilde Zeit in den Nachkriegsjahren im Rotlichtmilieu wieder hervor. Als Enkel Samuel mit einer Nichtjüdin anbandelt und ein Kind bekommt, wird auch noch die Bris, also Beschneidung des neugeborenen Sohnes, ein Riesenthema.

Der israelisch-amerikanische Schauspieler Mike Burstyn spielt Symcha, einen Holocaustüberlebenden. Er redet meist Jiddisch - so wie seine Filmpartnerin Eleanor Reissa, die als seine Frau Lilka wegen der Nazizeit-Erfahrung Angst vor deutschen Ärzten pflegt.

Mitten in die Dreharbeiten platzten die Nachrichten vom Terror in Nahost, auf das Israel mit einem Krieg gegen die Hamas reagierte. Der seitdem noch stärker spürbare Alltagsantisemitismus wird in der Serie aber ohnehin gezeigt.

Das Fazit zu "Die Zweiflers" fällt simpel aus: Man wünscht dieser Serie viel Publikum.

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